Lend-Embach  Agenda-Vorbild

Zwei landschaftlich unterschiedliche Ortsteile prägen den Salzburger Ort Lend-Embach im Pinzgau und stehen für Vielfältigkeit und Zusammenhalt. Die kleine Gemeinde mit einem Standort für Industrie und einem sehr ländlichen Teil ließ sich im letzten Jahr auf einen Agenda 21-Prozess ein und fühlt sich seither und gemäß ihrem formulierten Zukunftsprofil besser „nah.versorgt“ und möchte dies noch intensivieren – in ökologischer, sozialer wie wirtschaftlicher Hinsicht für ein gutes (Zusammen-)Leben im Ort.

Agenda-21-Bankerl in Lend-Embach
Agenda-21-Bankerl in Lend-Embach, Foto Gemeinde Lend

Kurzprofil der Gemeinde

Eingebettet zwischen den Pinzgauer Bergmassiven und mit Blick auf beeindruckende Gipfel wie Hochkönig und Großglockner befindet sich Lend-Embach in der Region Pinzgau im Bezirk Zell am See. Die 1.261 Einwohner:innen zählende Gemeinde ist geprägt durch zwei unterschiedliche Ortsteile – verschieden in ihrer landschaftlichen Lage sowie in ihrer Geschichte und Entwicklung.

Im Tal, an der Salzach liegt Lend. Der Ort hat durch Holzwirtschaft, Goldbergbau, und Aluminiumindustrie, namentlich der Salzburger Aluminium AG (SAG), eine traditionsreiche Industriegeschichte und Arbeiter:innenbewegung. Auf einem Hochplateau befindet sich das größte Bauernhofdorf Embach, dessen Landwirtschaft das dörfliche und bäuerliche Leben der Bewohner:innen prägte. Im Laufe der Zeit fanden immer mehr Tourist:innen Gefallen an der Idylle der Landschaft sowie des Dorfes. Der Sanfte Tourismus ist heute in der Region etabliert.

In Lend-Embach hinterließ der wirtschaftliche und demografische Strukturwandel Spuren, es nahm etwa die Bevölkerung in den vergangenen 70 Jahren fortlaufend ab. Im Spannungsfeld dieser Entwicklungen arbeiten die beiden Ortsteile zusammen, und es ergänzen sich Lend und Embach zu einem einzigartigen, interessanten Ganzen.

Struktur und Personen

Prozessverlauf

Beim Auftakt-Workshop im Mai 2022 beschäftigten sich maßgebliche Akteur:innen und Multiplikator:innen der Gemeinde Lend-Embach, angeleitet von den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen (SDGs), mit dem bisherigen Beitrag von Lend-Embach zur Nachhaltigkeit. Ein Höhepunkt im weiteren Prozessverlauf waren die Zukunftstage im September 2022, bei denen alle Lendner:innen und Embacher:innen eingeladen waren in einer breiten Vielfalt von insgesamt elf Workshops ihre Ideen und Visionen zu teilen – vom offenen Ideen-Wirtshaus, über die Jugend-Werkstatt bis zu den Workshops mit Vereinen, Familien oder Senior:innen. Die Bürger:innen von Lend-Embach brachten einen bunten Strauß an Themen auf den Tisch: Energie und nachhaltige Mobilität, Sanfter Tourismus, Regionalität und Landwirtschaft, Nahversorgung und leistbares Wohnen, Vereine und Miteinander.

Für Bürgermeisterin, Gemeindevertretung und -amt kristallisierten sich Ideen heraus, die sich durch eine schnelle Umsetzung in Quick Wins (schnelle Erfolge) verwandeln konnten. Transparenz war in dieser Phase äußerst wichtig – so wurden neben den ersten Erfolgen auch Ideen, an denen bereits gearbeitet wurde oder die in ein laufendes Projekt fielen, sichtbar gemacht.

In zwei Projektwerkstätten fanden sich schließlich Projektgruppen zusammen, um für verschiede Projektideen gemeinsam aktiv zu werden. Nach einer Phase des selbstständigen Weiterarbeitens im Laufe des Winters, konnten sich die Projektgruppen beim Online-Projekt-Coaching nochmal von der Prozessbegleitung unterstützen lassen. Bei der Gipfelkonferenz im Juni 2023 machten unter dem Motto „nah.versorgt“ die beteiligten Bürger:innen mit großem Stolz ihre Projekte sowie das gemeinsam entwickelte Zukunftsprofil, ein strategisches Leitbild für Nachhaltigkeit, sichtbar und feierten ihre gemeinsamen Schritte am Weg der Nachhaltigkeit.

Projekte und Aktionen

Zum Thema Nahversorgung stand eine engagierte Gruppe speziell in Lend vor Herausforderungen z.B. durch den Wunsch nach einer Belebung des Wirtshauses. Als wichtige Partnerin beteiligte sich die Betreiberin von „Manuelas Dorfladen“. Durch die Übersiedlung des Dorfladens in den traditionsreichen Handlwirt geht die angestrebte Wirthausbelebung Hand in Hand mit der Weiterentwicklung der Nahversorgung. Neben den Lendner Bewohner:innen sind auch die ansässigen Unternehmen froh über diese Lösung und nutzen gerne das gastronomische Catering-Angebot des neuerstandenen Handlwirtes.

In Lend-Embach denken zwei Projektgruppen aber auch eine veränderte Konsumkultur als Teil der Nahversorgung. Bürger:innen mit Begeisterung fürs Reparieren holten sich Unterstützung beim Salzburger Bildungswerk. So fand im Mai 2023 im Handlwirt von Lend-Embach das erste Repair-Café im Pinzgau statt. Weitere Repair-Cafés werden in Kooperation mit den Gemeinden Taxenbach und Bruck an der Glocknerstraße abwechselnd in den drei Gemeinden stattfinden. Beim Repair-Café war auch die Gruppe „Old s´c(h)ool“ mit einem Gebrauchtwarenbazar vertreten. Damit das Teilen und Tauschen in Lend-Embach ausgebaut werden kann, hat diese Gruppe nun einen Verein gegründet.

Ein anderer neuer Verein entwickelt die Idee zu einem Museum Lend-Embach, um den Bürger:innen von Lend-Embach ihre besondere Geschichte bewusst zu machen. Der Verein plant einen Ort der Begegnung und des Austauschs zu schaffen, um Geschichte und Kultur lebendig zu vermitteln. So werden z.B. digitale Umsetzungen angedacht.

Das Vereinsleben in Lend-Embach besonders beleben wird die Revitalisierung der Lärchenwaldhalle, einer alten Festhalle, für verschiedenste Veranstaltungen. Im Sinne der Ressourcenschonung, Einfachheit und Leistbarkeit packen viele Freiwillige an. Für die Umsetzung des gesamten Projektes in den nächsten Jahren wurde ebenfalls ein Verein gegründet.

Der gegründete Tourismus-Stammtisch gibt den Touristiker:innen von Embach bei regelmäßigen Treffen die Möglichkeit für Austausch, sowie das gemeinsame Ideenspinnen und -umsetzen. Als ein Beitrag zur aktiven Mobilität wurde im Frühsommer eine E-Bike-Box aufgestellt. Gäste aber auch Einheimische können somit E-Bikes ausborgen und damit die Gemeinde und ihre Umgebung erkunden. Ein Teil der Gruppe setzt sich insbesondere für die Belebung des Hörndl-Liftes in Embach ein. Und so war ein kleines Projekt im Winter gemeinsam mit Jugendlichen im Ort einen Fun-Park am Lift zu gestalten.

Ein weiteres „junges“ Projekt wurde von zwei engagierten jungen Frauen, Mitglieder der Landjugend Embach, vorangetrieben. Im Winter 2022/2023 fanden mehrere Tanzabende statt. Auch im nächsten Winter möchten sich die Jugendlichen an Polka und Disko-Fox versuchen.

Ausblick

Nach der Abschlussveranstaltung ist in der Sommerzeit etwas Ruhe in Lend-Embach eingekehrt. Mit Begleitung durch die Agenda-21-Leitstelle wird die Arbeit in den Projektgruppen weitergehen. Die Gemeinde und ihre Bürger:innen haben sich im Zukunftsprofil noch viele Visionen und Ideen für die Umsetzung vorgenommen. „nah.versorgt“ in ökologischer, sozialer wie wirtschaftlicher Hinsicht ist das Motto für ein gutes (Zusammen-)Leben in Lend-Embach.

Redaktion und Rückfragen

Veronika Katzlinger
E-Mail: veronika.katzlinger@salzburg.gv.at

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